Mit diesem Artikel möchte ich jeden Pferdebesitzer darauf aufmerksam machen, wie wichtig die jährliche Zahnkontrolle durch einen Spezialisten wie zum Beispiel die von mir absolut empfohlene Tierärztin Nena Ehrmann von Dentahorse ist.
Einmal im Jahr die Zähne bei einem Reitpferd kontrollieren zu lassen ist für mich kein KANN sondern ein klares MUSS.
Besonders Jungpferde leiden oft still unter Problemen in Maulbereich und das auch schon ohne, dass man sie dafür reiten müsste.
Der Zahnwechsel eines Pferdes beginnt mit ca. 2,5 Jahren und ist meist erst mit 5 Jahren abgeschlossen. Im gleichen Zeitraum werden die Tiere an ihre Aufgaben als Reit- oder Fahrpferd herangeführt.
Bei der Betrachtung des natürlichen Ablaufs des Zahnwechsels fällt auf, dass im 1. Jahr, also zwischen 2,5 und 3,5 Jahren, insgesamt 12 Milchbackenzähne und 8 Milchschneidezähne gewechselt werden. Auch der Durchbruch von 4 bleibenden Zähnen fällt in diesen Zeitraum. Das bedeutet, im Alter von 2,5–3,5 Jahren sind bis zu 77% aller an der Nahrungsaufnahme beteiligten Zähne von Wechsel oder Durchbruch betroffen!
Durch regelmäßige Kontrolle und sachgerechte Behandlung kann die natürliche Kaubewegung weitgehend erhalten und können Entwicklungsrückstände vor allem beim Jungpferd somit minimiert werden. Besonders in der Zeit des Anreitens sind junge Pferde mit ihrem Immunsystem beschäftigt. Schon kleine Entzündungen durch sich lösende Milchzahnkappen können Schmerzen hervorrufen, die das Wohlbefinden des Tieres beeinträchtigen. Alles zusammen ist das eine immense Aufgabe für das Immunsystem. Dazu kommt, dass durch fehlende Milchzähne oder möglichen Entzündungen die Nahrungsaufnahme erschwert ist und somit der steigende Energiebedarf durch das Training nicht immer gedeckt sein kann.
Schon beim Betrachten und Befühlen des Pferdekopfes und vorderen Maulbereichs erhält man wertvolle Hinweise auf den Verlauf des Zahnwechsels.
Bumps fallen als deutlich sichtbare Beulen bei vielen Pferden zwischen 2 und 5 Jahren auf. An dieser Stelle befindet sich die Wurzelspitze des bleibenden Zahns, der zum Zeitpunkt des Zahnwechsels direkt unter der Oberfläche des Kieferknochens liegt. Die Auftreibungen entstehen durch komplexe Vorgänge bei der Bildung des bleibenden Zahnes.
Einseitig deutlich stärker ausgeprägte Bumps sind immer verdächtig und erfordern eine sehr sorgfältige Untersuchung der zugehörigen Zähne und deren Umgebung. Aber auch wenn ihre Rückbildung verzögert ist, ist das ein Alarmsignal.
Auch tränende Augen können in Verbindung mit dem Zahnwechsel auftreten, wenn der Tränennasengang durch die Zahnentwicklungsvorgänge eingeengt wird oder ein festsitzender Milchzahn den bleibenden Backenzahn am Durchbrechen hindert.
Kleine Reste von Milchzahnkappen können im Pferdemaul verbleiben. Sie rufen, selbst wenn der Zahnwechsel schon lange vorbei ist, schmerzhafte Zahnfleischentzündungen hervor, die auch wiederum Rittigkeitsprobleme verursachen können. Ganz abgesehen von den dringend zu entfernenden Wolfszähnen.
Aber auch bei älteren Pferden ab 5 Jahren können schlimmste Probleme im Maulbereich zu finden sein. Ich selbst war mal bei einer Zahnbehandlung eines 7jährigen Hengstes dabei, routinemäßig vom Pferdezahnarzt behandelt wurde. Er knirschte seit Jahren auf dem Gebiss und nur durch einen Zufall entdeckte man ein ca 10 cm langes Stück Draht ganz weit hinten ein gespießt in seiner Zunge.
Auch andere Probleme können bei älteren Pferden im Maulbereich auftreten. Viele Pferde, die in unnatürlicher Haltung fressen, belasten ihr Genick und ihren Hals schief, was zu ungleichem Abrieb der Kauflächen führt. Auch scharfe Kanten, übermäßiger Zahnstein, Entzündungen und Verletzungen können Probleme für das Pferd darstellen.
Wie du typische Symptome eines Problems im Maul erkennst:
- Nörgeliges Verhalten beim Reiten
- Übermäßiges Zungenspielen mit der Trense, Maul aufsperren, Zerren am Zügel, kopfschlagen oder schütteln
- Verweigerung der Trense
- fauliger / eitriger Geruch aus dem Maul
- Verwerfen im Genick
- Schwierigkeiten beim Stellen des Kopfes
- Futterverweigerung ( Gewichtsverlust, Müdigkeit und stumpfes Fell)
- übermäßiger Speichelfluss
- Kauprobleme
- Fallenlassen von bereits aufgenommenem und gekautem Futter (Heuwickel)
- Blut am Maul
- heraushängende Zunge
- Knirschen beim Fressen / Reiten
- Verdauungsprobleme (Koliken)
- unzureichend verdaute Futterbestandteile im Kot
- Headshaking
- Bumps im Ober- und Unterkiefer
- Schmerzen bei der Papation des Kiefergelenks
- Verminderte freiwillige Aufnahme von kaltem Wasser
Als Pferdemensch weißt du, dass Pferde absolute Kompensationskünstler sind. Viel zu oft überspielen sie ihre Probleme. Daher muss nicht unbedingt eines der oben beschriebenen Probleme bei deinem Pferd auftreten wenn etwas nicht stimmt.
Wenn du einen zufriedenen Sportpartner an deiner Seite haben willst, sei fair und warte nicht bis sich Probleme manifestiert haben, sondern lass dein Pferd 1x jährlich professionell checken.